Ich war wieder auf Veranstaltungen über digitale Themen. Die letzte war ein digitales Brunch. Leute saßen vier Stunden lang in einem großen Raum, hörten ein paar Männern zu, danach fragte jemand ob es irgendeinen Tipp gäbe, was man machen kann, das allen hilft.
Die Antwort? „Das ist individuell und es gibt keine Lösung, die für alle funktioniert.“
Ich war zu spät zu der Veranstaltung gekommen – ich war erst im Heimatmuseum ehrenamtlich tätig. Das Publikum, auch nach zwei Stunden, war unheimlich geduldig, weil man wahrscheinlich gehofft hat, etwas Praktisches mitnehmen zu können. Aber zum Schluss verkaufte der Organisator seine Dienstleistung, und das war es.
Die Veranstaltung hatte keinen Hashtag, damit auch keine Online-Präsenz. Ich saß glücklicherweise neben dem Vertreter der Stiftung, die Träger der Veranstaltung war, und hatte ein gutes Gespräch mit ihm. Aber das undercover Vernetzen ging auch nicht: nachdem ich einen Hashtag erfunden hatte, fand ich heraus, dass er nicht korrekt war, weil es nicht ein Brunch dieser Organisation war, die da an der Wand stand.
Wenn der Hashtag schon in der Planung der Veranstaltung entwickelt geworden wäre und so von den Veranstaltern überall betont worden wäre, hätten sich die Teilnehmer damit vernetzen können und so schon zwei ihrer Probleme lösen können: Dass man nicht verbunden ist und nicht miteinander kommuniziert, und dass die ganze Veranstaltung Geld und Zeit kostete und nicht so viel gebracht hat.
Außer dem Organisatoren, der hoffentlich viel Interesse für seine Beratungsangebote bekommen hat.
Ich sage es mal wieder:
- Es gibt keinen Grund, in Rostock nicht auch Veranstaltungshashtags anzubieten.
- Veranstaltungshashtags bilden eine praktische Erfahrung von digitaler Kommunikation, die man Teilnehmern in einem Raum bieten kann. Keinen Hashtag anzubieten, heißt, man macht seinen Job als digitaler Berater nicht.
- Wenn ich einen Veranstaltungshashtag suche und nicht finde, macht der Veranstalter seinen Job auch nicht richtig.
- Das alles kann und muss geplant werden.
- Und endlich, um zu meinem Titel für diesen Post zu kommen: So muss digitale Transformation auch mit Expertise und Verständnis geplant werden. Kommunikation ist persönlich und ändert sich nicht einfach, weil andere Technologie vorhanden und irgendwo dokumentiert ist. Der Nutzen neuer Kommunikationsmethoden muss demonstriert werden, so dass er für erwachsene, intelligente Leute offensichtlich ist. Und das passiert an verschiedenen Stellen, aber es kann in solchen Räumen, in denen wir uns befinden, um zu lernen, besonders einfach und ohne große Aufwendungen geschehen. Wenn man so über digitale Kompetenzen denkt, sind Menschen kein nachträglicher Einfall, die irgendwann, an irgendeinem Punkt „mitgenommen“ werden müssen.
Naja, ich hatte ein paar positive Gespräche. Keine Jobangebote oder Hilfsangebote oder Nachfragen oder ähnliches.
Ich würde mich mit einer Art Job zufriedengeben. Aber es scheint wirklich, dass ich nur ernstgenommen werde, wenn ich meine futuristische Art zu arbeiten mit den traditionellen Zeichen eines erfolgreichen Gewerbes kombiniere. Büro, Unternehmen, Telefonnummer, Angestellte.
Sicher, dann machen wir das halt jetzt.
(Das hört sich resigniert an, ich bin aber ziemlich inspiriert und habe sogar schon potentielle Mitstreiter und einen fünfseitigen Business Plan. Ich werde mir nicht noch einmal gefallen lassen, dass ein Schlagwort, das plötzlich für Unternehmen interessant und damit mit Geld beworfen wird, von Beratern ausgebeutet wird, die zwar kaufmännisch gut aufgestellt sind, aber sonst keine Expertise haben.
So war das schon einmal vor zehn Jahren, als Social Media modern wurde. Und es tut mir ja leid, dass ich jetzt manchmal Organisationen, die schon in diese geschäftstüchtigen Berater investiert haben, sagen muss, dass es besser gehen kann und muss. Ich weiß ja, dass ich mir damit keine Freunde mache.
Aber wir haben nicht noch zehn Jahre Zeit, um unsere Fehler zu bemerken.)